Die Reihen „African Encounters“ und „Filmmaking in Exile“
Aus THE BATTLE FOR LAIKIPIA (c) DOK.fest München
Seit 2013 ist ein Themen-Schwerpunkt des DOK.fest München der afrikanische Kontintent. In diesem Jahr richtet das in Deutschland einzigartige Format„African Encounters” den thematischen Fokus auf den Klimawandel. Mit drei Filmen aus Kenia und der Demokratischen Republik Kongo werden ungelöste Fragen nach Klimagerechtigkeit zwischen dem Globalen Süden und Norden, zwischen Afrika und Europa auf die Agenda gesetzt. Unter dem Motto LET'S TALK CLIMATE wird der filmische Blick durch persönliche Begegnungen erweitert: Filmemacher*innen, Expert*innen und Publikum kommen in Talks und einer Podiumsdiskussion miteinander ins Gespräch.
Los geht es am 11. Mai um 11 Uhr in der HFF München mit dem Filmessay THE TREE OF AUTHENTICITY des Videokünstlers Sammy Baloji. Der Kulturanthropologe und Autor des Films Dr. Thomas Hendriks wird zu einem Filmgespräch vor Ort sein. Um 15 Uhr präsentiert die kenianische Produzentin Toni KamauTHE BATTLE FOR LAIKIPIA. Im Anschluss um 17 Uhr spricht African Encounters-Kuratorin Barbara Off bei einer Podiumsdiskussion mit Toni Kamau, Dr. Thomas Hendriks, Julian Etienne vom Climate Story Fund der DOC Society und der sudanesischen Klimaaktivistin Nisreen Elsaim darüber, wie der Klimawandel ungelöste Konflikte der Kolonialzeit und rassistische Strukturen verstärkt. Der Eintritt ist frei.
Ab 18 Uhr lädt der Partner Misereor zu einem Get-Together im Foyer der HFF München ein. Das African Encounters-Programm schließt um 20 Uhr mit dem cineastischen Nachtstück RISING UP AT NIGHT. Alle drei Filme sind beim DOK.fest München noch jeweils drei weitere Male zu sehen.
Das sind die Filme der Reihe „African Encounters”:
THE BATTLE FOR LAIKIPIA (Regie: Daphne Matziaraki, Peter Murimi / Griechenland, Kenia, USA 2024 / 94 Minuten) Auf dem Laikipia Plateau in Kenia geraten die Samburu immer mehr unter Druck. Weiße Siedler*innen spannen Zäune, Naturschützer*innen kaufen Land auf und Dürren, die immer länger dauern, bedrängen die Lebensweise der Viehhirt*innen. Der Kampf um Wasser und Gras ist in vollem Gange. So bringt der Klimawandel ungelöste koloniale Konflikte an die Oberfläche.
THE TREE OF AUTHENTICITY (Regie: Sammy Baloji / Belgien, DR Kongo 2025 / 89 Minuten) Wettbewerb DOK.horizonte 1930er-Jahre: Eine koloniale Forschungsstation im Kongo-Becken. Heute liefern die meteorologischen Daten von damals wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung des Klimas. Die Regenwälder des Kongos spielen im Kampf gegen die globale Erwärmung eine zentrale Rolle. Sammy Baloji zieht in seinem kritischen Filmessay einen Bogen von der Kolonialzeit zur heutigen Klimaökonomie.
RISING UP AT NIGHT (Regie: Nelson Makengo / Belgien, Deutschland, Burkina Faso, Katar, DR Kongo 2024 / 96 Minuten) In Kinshasa, der Hauptstadt der DR Kongo, bleiben nach Sonnenuntergang die Lichter aus: Seit einer Flutkatastrophe ist der Strom weg. Während der Staat untätig bleibt, organisieren sich die Bürger*innen selbst. Sie sammeln Geld für ein neues Stromkabel, Gottesdienste finden mit Umhänge-Solarlichtern statt und Batterien haben Hochkonjunktur.
Die Reihe „Filmmaking in Exile – Filme über das Filmemachen fern der Heimat”
Aus TIME TO THE TARGET (c) DOK.fest München
Das DOK.fest München präsentiert wieder Werke von Filmemacher*innen, die im Exil leben und aktuell nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können. Die Reihe entsteht in Kollaboration mit dem Projekt Goethe-Institut im Exil, welches geflüchteten, exilierten und migrierten Künstler*innen einen Ort bietet, an dem sie ihre künstlerische Arbeit fortsetzen können.
„Filmmaking in Exile – Filme über das Filmemachen fern der Heimat“ soll Kulturschaffenden aus Ländern, in denen das Goethe-Institut nicht mehr aktiv sein kann, eine Plattform in Deutschland bieten. In der Reihe laufen drei Filme von Regisseur*innen, die unter anderem aus der Ukraine, Afghanistan, dem Libanon, dem Gazastreifen und dem Sudan stammen. Ihre Filme machen auf unterschiedliche Weise die Erfahrungen spürbar, die das Exil mit sich bringt, und reflektieren, was das Exil sowie der Neuanfang für den künstlerischen Schaffensprozess bedeutet.
Carmen Herold (Goethe-Institut im Exil): „Die Reihe Filmmaking in Exile zeigt, wie vielfältig die eingebüßte Heimat aus dem Exil erzählt werden kann: vom Alltag im Schatten des Krieges (TIME TO THE TARGET) über den dokumentierten Weg einer Mutter ins Exil (WRITING HAWA) bis hin zu einem Filmprojekt (KHARTOUM), dessen Team inmitten des Krieges fliehen musste und das erst im Exil fertiggestellt werden konnte. Die Filme eröffnen intime, politische und widersprüchliche Perspektiven auf die Herkunftskontexte der Filmemacher*innen.“
Das sind die Filme der Reihe „Filmmaking in Exile – Filme über das Filmemachen fern der Heimat”:
WRITING HAWA (Regie: Najiba Noori / Frankreich, Niederlande, Katar, Afghanistan / 84 Minuten) Als die Taliban die Herrschaft über Afghanistan zurückerobern, rettet Najiba das filmische Portrait ihrer Mutter ins Exil. Anhand Hawas Geschichte begleitet der Film die Emanzipation, die das Land genommen hatte. Zwar liegt diese nun in Scherben, doch Frauen wie Hawa geben nicht auf, was sie sich selbst beigebracht haben: „Zu handeln, verändert alles“.
TIME TO THE TARGET (Regie: Vitaliy Manskiy / Lettland, Tschechien, Ukraine 2025 / 179 Minuten) Wie das Leben aussehen kann, wenn Krieg zur Normalität wird, zeigt dieser Film in großartigen, cineastischen Bildern. Ganz subtil werden Alltagsszenen aus Lwiw eingefangen: Selfieschießende Passant*innen stehen Trauerfeiern und Begräbnissen gegenüber. Das Militärorchester untermalt die Szenerie. Man fragt sich: Wie lange kann das noch so weitergehen?
KHARTOUM (Regie: Ibrahim Ahmad, Rawia Alhag, Anas Saeed, Timeea M. Ahmed, Phil Cox / Sudan, Großbritannien, Deutschland, Katar 2025 / 80 Minuten) Was 2022 als ein Film über fünf Bürger*innen in Khartum beginnt, endet als ein Film über fünf Schicksale im Exil. Ein blutiger Machtkampf zwischen der Militärregierung und der RSF-Miliz zwingt Millionen von Sudanes*innen im April 2023 zu fliehen. Auch das Filmteam. Ihre Geschichten erzählen die Protagonist*innen im kenianischen Exil zu Ende.
WE NEVER LEFT (Regie: Loulwa Khoury / USA 2024 / 83 Minuten) 2019 gehen zehntausende Demonstrant*innen im Libanon gegen Korruption und für Reformen auf die Straße – und werden mit exzessiver Gewalt von der Polizei verdrängt. Heute leben mehr als zehn Millionen von ihnen im Ausland, wie die jungen Elsa, Rami und Nour. Der Film begleitet sie in ihrem Leben zwischen New York und Beirut. Sie erzählen stellvertretend die Geschichte aller Emigrant*innen.
YALLA PARKOUR (Regie: Areeb Zuaiter / Schweden, Palästina, Qatar, Saudi-Arabien 2024 / 89 Minuten) Auf der Suche nach ihrer palästinensischen Identität stößt Regisseurin Areeb Zuaiter 2015 auf den Parkourläufer Ahmed Matar. Er und seine Freunde filmen sich beim Parkour-Training im Gazastreifen. Ahmeds Unbeschwertheit erinnert Areeb an eine glückliche Zeit in Gaza.
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Die Pressekonferenz zum 40. DOK.fest München findet am 29. April 2025 um 10 Uhr in der HFF München statt. Wir freuen uns, Sie zu begrüßen.