Die bereits verkündeten Preise des 40. DOK.fest München finden Sie unten. Hier finden Sie nähere Informationen zu den Preisen, die heute Abend ab 19.30 Uhr im Amerikahaus bekanntgegeben werden:
Aus der Perspektive von sechs Tieren beobachten wir die Bewohner*innen eines abgelegenen bulgarischen Bergdorfes. Mit Charme und Neugier bewegen sie sich durch den Alltag der Menschen um sie herum. Dabei spiegelt dieser experimentelle und musikgewaltige Film die Frage: Welchen Wert haben Tiere eigentlich für uns?
Aus der Jurybegründung:„Wir kommen auf ungewöhnliche und kreative Weise Tieren näher, die Menschen anschauen – und auch uns durch die Leinwand anschauen. Jedes kleine Detail des Films erscheint akribisch geplant, einschließlich des kühnen experimentellen und beunruhigenden Soundtracks. Wir tauchen ein in epische Bergbilder, in die Einzelheiten von Nachbarschaftsstreitigkeiten und in die Details von Fell, vier Beinen und tiefen, unergründlichen Augen. Der Respekt der Filmemacherin vor den lokalen Traditionen ist offensichtlich. Wir sind beeindruckt von der kooperativen und liebevollen Beziehung, die sie zu ihren Protagonisten hatte, sowie von der Infragestellung menschlicher Vorherrschaft. Letztendlich lädt uns die vielschichtige Metapher der stummen Beobachter dazu ein, in unbekannte Gebiete vorzudringen und das Leben mit all seinen kreativen Möglichkeiten neu zu betrachten.“
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für THE INVISIBLE CONTRACT von Luciana Kaplan aus, ein sensibles Gesellschaftsporträt über Frauen, die in Mexiko-Stadt im Reinigungssektor arbeiten.
Die Jury: Leonard Cortana (Manager für Inklusionsprogramme und strategische Partnerschaften bei EURODOC und Doktorand in Filmwissenschaft an der NYU), Aleksandra Derewienko (Leiterin des Vertriebs CAT&Docs) und Charlie Phillips (Produzent (I Am Charlie Ltd) und Head of Stories (Lyfta)).
Die VIKTORIA DOK.international ist mit 10.000 Euro dotiert. Preisstifter ist der Bayerische Rundfunk. Nominiert waren Filme, die ein breites inhaltliches und formales Spektrum aufweisen und sich durch ihre hohe künstlerische Qualität auszeichnen.
Die Bio-Pionier*innen Stephanie und Ruedi (c) DOK.fest München
Die Eltern sind Schweizer Bio-Pionier*innen der ersten Stunde, ausgewandert nach Frankreich auf einen Einödhof. Nun sind sie älter geworden und wollen das Anwesen an ihren Sohn vererben. Der findet Erben moralisch fragwürdig und filmt den Entscheidungsprozess.
Aus der Jurybegründung: „Erben heißt: Auseinandersetzung mit dem Tod, mit Erinnerungen, mit Verantwortung und Pflichten. Offen diskutieren die Protagonist*innen diese Themen – und die Perspektive derjenigen, die vererben werden, rückt in den Fokus. Was bleibt von einem Leben? Was möchte man hinterlassen? In einer stimmigen Dramaturgie zeigt Simon Baumann nebenbei die Unterschiede zwischen den Generationen auf und zeichnet nach, wie sich Leben und Lebensentwürfe seit der Baby-Boomer-Generation verändert haben. Während seine Eltern ganz selbstverständlich Häuser bauten, kann sich das heute kaum jemand mehr leisten. Es sei denn, man erbt.“
Die Jury: Hamado Dipama (Referent der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns (AGABY) für Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit in Bayern), Katja Kraft (Kulturredakteurin bei Münchner Merkur und tz) und Jaie Laplante (Künstlerischer Leiter von DOC NYC)
Die VIKTORIA DOK.deutsch ist mit 7.500 Euro dotiert. Der Preisstifter ist Sky. Nominiert waren Filme, die sich mit Menschen und Themen im deutschsprachigen Raum auseinandersetzen.
Rashid (2. v.l.) und seine Freunde (c) DOK.fest München
Als Kind überlebte Rashid die IS-Gefangenschaft, als Teenager steht er nun vor der Frage: Bleiben und für eine Zukunft in Sindschar kämpfen oder Heimat, Familie und Freund*innen zurücklassen? Inmitten von Unsicherheit und neuer Bedrohung versucht er seinen Weg zu finden. Ein Film über Familie, Freundschaft und die Sehnsucht nach einem besseren Leben.
Aus der Jurybegründung: „Während seine Familie nach Sicherheit und Stabilität sucht, verfolgt die Filmemacherin Jasna Krajinovic Rashids Versuche, sein Leben in der zerstörten Stadt wieder aufzubauen. Der Film vermittelt auf subtile Weise eine allgegenwärtige Gefahr, und in einem erschütternden Moment werden wir Zeug*innen davon, wie das Trauma der Vergangenheit in der Gegenwart weiterwirkt. Das Einfühlungsvermögen den Protagonist*innen gegenüber ist bemerkenswert, wobei stets ihre Grenzen gewahrt werden. Mit seiner bemerkenswerten Kameraführung und der nuancierten Erzählweise spricht dieser großartige und zutiefst bewegende Film ein breites Publikum an und macht gleichzeitig auf die Notlage einer verfolgten Minderheit aufmerksam. Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei den Zuschauer*innen und schafft Raum, um sich mit der Situation von unterdrückten und bedrohten Gruppen weltweit zu beschäftigen.“
Die Jury: Florian Schewe (Produzent Film Five GmbH), Susanne Mertens (Redakteurin ZDF/ARTE Aktuelles) und Julian Etienne (Referent des Climate Story Fund der Doc Society)
Die VIKTORIA DOK.horizonte wird von der Petra-Kelly-Stiftung gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert. Nominiert waren Filme, die ihr Augenmerk auf Länder mit instabilen Strukturen richten.
RASHID, L’ENFANT DE SINJAR wird beim DOK.fest München auch mit einem zweiten Preis ausgezeichnet: dem DOK.fest Preis der SOS Kinderdörfer weltweit (siehe unten).
Protagonistin Mara und Filmemacherin Klara verbindet eine langjährige Freundschaft. Als sie die erste Tanzperformance planen, seit Mara Mutter ist, wird sie wieder schwanger. Klara lotet mit ihr aus, was möglich ist. Doch die Geburt des zweiten Kindes lässt Mara kaum noch kreativen Raum. Ein berührender Film über den Versuch, sich als Mutter nicht zu verlieren.
Aus der Jurybegründung:„In einer Gesellschaft, die Mütter und ihre Erfahrungen oft unsichtbar macht, aber gleichzeitig mit hohen Erwartungen belegt, spricht der Film ehrlich über Schuldgefühle, darüber, sich fehlerhaft und ungenügend zu fühlen und die Mutterrolle nicht zu jedem Zeitpunkt zu lieben. Die Regisseurin bleibt präsent, wenn die elterliche Pflicht ihrer Freundin zur Überforderung wird. Sie zeigt die Isolation, die sich selbst innerhalb einer funktionierenden Beziehung ausbreitet, und setzt dem eine starke Frauenfreundschaft entgegen. Dabei nimmt sie ihre Rolle als Autorin kritisch in den Blick und hinterfragt, inwiefern sie selbst die kapitalistisch-patriarchalen Erwartungen an funktionierende Mütter auf ihre Freundin Mara projiziert. Statt makelloser Bilder steht der kreative Schaffensprozess der beidenFreundinnen im Fokus – und die Frage, wie man als Mutter bei sich bleibenkann, wenn der eigene Körper von anderen gebraucht, bewohnt undvereinnahmt wird.“
Die Jury: Annina Lehmann (Universität Westminster), Patrick Wira (Zürcher Hochschule der Künste) und Lou von Sohlern (Hochschule für Fernsehen und Film München)
Der Student Award wird von megaherz gestiftet und ist mit 3.000 Euro dotiert. Nominiert waren herausragende Dokumentarfilme von Studierenden deutschsprachiger Filmhochschulen und Akademien.
Bereits verkündete Preise
Diese Preise wurden beim 40. DOK.fest München bereits verkündet:
kinokino Publikumspreis – gestiftet von BR und 3sat: WRITING HAWA / Najiba Noori und Rasul Noori
Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis: VRACHT / Mirjam Skal, Regie: Max Carlo Kohal
VFF-Dokumentarfilm Produktionspreis: DAS FAST NORMALE LEBEN / Ulla Lehmann und Andrea Roggon, Regie: Stefan Sick
Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit wird am morgigen Sonntagabend, 18. Mai, um 18 Uhr bei einer feierlichen Preisverleihung im Amerikahaus an die Gewinnerin Jasna Krajinovic überreicht. Im Anschluss ist der Gewinnerfilm RASHID, L’ENFANT DE SINJAR zu sehen.
Die Gewinnerfilme des 40. DOK.fest München sind am morgigen Sonntag in den Münchner Kinos in der Reihe BEST DOKS zu sehen. An diesem Sonntag geht das Festival in den Kinos zu Ende. Online auf der digitalen Leinwand ist der Großteil der Filme noch bis zum 25. Mai zu sehen (unter dokfest-muenchen.de).